"Herr Reiseleiter, warum gibt es nur Pappteller und Plastikbesteck in den Hotels?“ – Ein Blick hinter die Kulissen
Eine der häufigsten Fragen, die mir auf meinen Touren durch die USA gestellt wird, lautet: “Herr Reiseleiter, warum gibt es hier nur Plastikbesteck und Pappteller?“ Besonders für Gäste aus Europa, vor allem aus Deutschland und Österreich, ist es oft überraschend, in amerikanischen Hotels beim Frühstück keine Porzellanteller oder Metallbesteck vorzufinden. Das Thema „Pappteller und Plastik“ sorgt fast immer für erstaunte Blicke und rege Diskussionen.
Es gibt einige kulturelle Unterschiede zu beachten, die erklären, warum diese Praxis in den USA völlig normal ist – und nichts mit der Qualität des Hotels zu tun hat. Außerdem habe ich, ursprünglich aus Österreich, mich im Laufe der Jahre an diese amerikanische Gewohnheit angepasst und mittlerweile sogar schätzen gelernt.
Kulturelle Unterschiede im Essverhalten
"Es ist faszinierend zu sehen, wie sich selbst alltägliche Dinge wie ein Frühstück zwischen verschiedenen Kulturen unterscheiden. Was in Europa als selbstverständlich gilt, wird in den USA oft als Zeichen von Effizienz und Mobilität verstanden."
Als Reiseleiter, der in Österreich aufgewachsen ist und nun schon viele Jahre in den USA lebt, fällt mir immer wieder auf, wie unterschiedlich der Umgang mit Mahlzeiten in Europa und den USA ist. In Deutschland und Österreich genießt man sein Frühstück ausgiebig. Man sitzt gemütlich zusammen, hat echtes Geschirr und Besteck und beginnt den Tag in Ruhe. In den USA hingegen läuft das Frühstück oft nach dem Prinzip „schnell und effizient“ ab. Viele Amerikaner trinken ihren Kaffee unterwegs, oft aus einem Pappbecher, während sie schon auf dem Weg zur Arbeit oder zum nächsten Termin sind.
Diese “To Go“-Kultur ist tief in der amerikanischen Lebensweise verankert. Man ist ständig in Bewegung und schätzt die Flexibilität, die Einwegprodukte bieten. Es geht darum, möglichst mobil zu bleiben und keine Zeit zu verlieren – ein Konzept, das sich auch in den Hotels widerspiegelt. Die Papierbecher, Pappteller und das Plastikbesteck, die man in vielen Hotels findet, passen perfekt zu diesem schnellen und flexiblen Lebensstil. Für Europäer mag das ungewöhnlich sein, für die Amerikaner ist es ganz normal.
Wie ich mich an den amerikanischen Lebensstil gewöhnt habe
Ursprünglich komme ich aus Österreich, wo der Morgenkaffee fast immer in einer gemütlichen Runde oder in einem Café genossen wird. Hier in den USA habe ich mich jedoch schnell an die morgendliche Routine mit dem Papierbecher gewöhnt. Heute finde ich es praktisch, meinen Kaffee im Becher mitzunehmen, ihn aufzufüllen und unterwegs zu trinken – sei es im Bus oder einfach auf dem Weg zum nächsten Ziel. Diese Flexibilität hätte ich mir früher nie vorstellen können, ist aber inzwischen fester Bestandteil meines Alltags.
Warum nutzen die Hotels Einwegprodukte?
Eine der am häufigsten gestellten Fragen meiner Gäste lautet: „Könnte das Hotel nicht einfach richtiges Geschirr verwenden?“ Die Antwort ist einfach: Viele der Hotels, die für Reisegruppen genutzt werden, verfügen nicht über voll ausgestattete Küchen. Sie bieten Frühstück in Buffetform an, das hauptsächlich darauf ausgelegt ist, den Gästen einen schnellen Start in den Tag zu ermöglichen.
Einwegprodukte wie Papierbecher und Plastikbesteck bieten hier eine praktische und hygienische Lösung. Sie müssen nicht gespült werden und können nach Gebrauch einfach entsorgt werden, was den Reinigungsprozess beschleunigt. Vor allem in Hotels, in denen viele Gäste gleichzeitig frühstücken, ist dies die effizienteste Möglichkeit, den Ablauf reibungslos zu gestalten. Natürlich gibt es Bedenken hinsichtlich der Umweltfreundlichkeit, aber viele Hotels setzen inzwischen auf biologisch abbaubare Materialien oder recyceltes Plastik.
Ein Missverständnis, das ich oft höre, ist, dass die Verwendung von Plastik und Papier ein Zeichen für ein „minderwertiges“ Hotel sei. Das ist in den USA jedoch nicht der Fall. Selbst gut bewertete Hotels setzen auf diese Produkte, um den Gästen einen schnellen, unkomplizierten Start in den Tag zu ermöglichen. Es geht hier um Effizienz, nicht um einen niedrigen Standard.
Amerikanische "To-Go“-Mentalität
Einer der größten kulturellen Unterschiede zwischen Europa und den USA ist die amerikanische Vorliebe für „to go“. Ich erinnere mich an eine Situation, als einer meiner Gäste erstaunt war, dass ich morgens im Hotel meinen Kaffee in einem Papierbecher mitnahm. „Warum setzt du dich nicht in Ruhe hin und trinkst ihn hier?“ fragte er mich. Doch genau das ist der Punkt: Viele Amerikaner haben nicht das Bedürfnis, in Ruhe zu sitzen. Sie schätzen die Mobilität und die Möglichkeit, den Kaffee auf dem Weg zu trinken.
In Europa, besonders in Deutschland und Österreich, genießt man den Kaffee oft in einem Café oder zu Hause in einer gemütlichen Atmosphäre. Man nimmt sich Zeit und beginnt den Tag entspannt. Diese Unterschiede zeigen sich auch in der Verwendung von Einwegprodukten. Für Amerikaner ist es wichtig, flexibel und schnell zu sein, während Europäer mehr Wert auf Genuss und Gemütlichkeit legen.
Ein Verständnis für kulturelle Unterschiede
Es ist völlig normal, dass europäische Reisende sich über die Verwendung von Papier und Plastik in amerikanischen Hotels wundern. Doch sobald man die kulturellen und praktischen Hintergründe versteht, wird klar, dass diese Praxis in den USA nicht als minderwertig gilt, sondern Teil des alltäglichen Lebensstils ist. Für viele Amerikaner ist es wichtiger, mobil und effizient zu sein, als lange beim Frühstück zu verweilen.
Als Reiseleiter finde ich es immer spannend, meinen Gästen diese kulturellen Unterschiede zu erklären. Am Ende der Reise haben die meisten meiner Gäste ein besseres Verständnis dafür, warum in den USA vieles anders gehandhabt wird. Und genau das macht das Reisen so bereichernd: zu sehen, dass es auf der Welt viele verschiedene Arten gibt, den Alltag zu gestalten – auch wenn das bedeutet, seinen Kaffee aus einem Papierbecher zu trinken und dabei schon den nächsten Schritt zu machen.